"Wer du heute bist" ist der zweite Teil einer Trilogie des Autors Carl Frode Tiller und erschien 2018 mit 480 Seiten als Taschenbuch im btb Verlag der Random House Gruppe.
Nachdem ich bereits von dem ersten Teil (Kennen Sie diesen Mann) der Trilogie um den gedächtnislosen David enttäuscht war, es aber für lesenswert hielt, wollte ich mit Teil 2 dem Autor eine neue Chance geben mich zu überzeugen.
Dem Aufbauschema des Buches ist Carl Frode Tiller treu geblieben, sodass sich wie gewohnt drei Abschnitte ( Ole, Tom Roger und Paula) befinden, in denen abwechselnd in der Gegenwart aus dem Leben der jeweiligen Person erzählt wird und den Briefen, welche die Vergangenheit mit David schildern.
Das erste Kapitel mit Ole überraschte mich etwas, denn ich fand es vom Schreibstil und sprachlich besser als die drei Kapitel des Vorgängerbandes. Leider blieb diese Freude nicht lange bestehen, da von Abschnitt zu Abschnitt der Stil wieder schlechter wurde. Ob das mit dem Wechsel der Personen zusammenhängt ist mir nicht ganz klar, jedoch war der Abschnitt Paula für mich vom Schreibstil und sprachlich her schon fast eine Qual. Die nicht gekennzeichnte wörtliche Rede anhand von "Gänsefüßchen" (Beispielzitat S. 404 Z. 13- 16: Das kann schon sein, sage ich. Aber ich glaube nicht, dass ich deswegen anfangen werde zu tanzen, sage ich. Und warum nicht?, fragt er. Mit denen hier?, frage ich und schlage mir auf die Beine.) sorgte bei mir beim Lesen für Anstrengung, da auch nicht mit Absätzen gearbeitet wurde sondern ein Satz dem anderen nach dem Punkt folgte.
Den Titel "Wer du heute bist" bringe ich mit dem Inhalt eigentlich weniger in Zusammenhang, denn alle drei Abschnitte behandeln eigentlich die Vergangenheit bzw. Kindheit des gedächtnislosen David, welcher im Übrigen auch in diesem Roman außerhalb der Erzählungen überhaupt nicht auftritt. Ole erzählt aus der Kindheit und wie beide zusammen Indianer gespielt haben. Sie wurden immer mehr eine Familie, bis eine Tragödie die beiden trennte. Kurz danach setzt eigentlich das Kapitel von Tom Roger ein, der auf David traf, nachdem dieser nach dem Vorfall mit Ole umgezogen war. Es wird von der kriminellen Laufbahn der Beiden erzählt. Anschließend springt der Leser mit Paula wieder zurück an den Anfang, da ihre Geschichte mit der Geburt Davids beginnt, denn sie war damals Schwesternhelferin und freundete sich mit Davids Mutter an.
Das plötzlich im letzten Abschnitt durch Paula bzw. durch ihren Briefeschreiber Geheimnisse und Theorien aufgedeckt werden, die den ganzen Roman noch einmal in einem anderen Licht erscheinen lassen, damit hatte ich nicht gerechnet.
Obwohl ich den ersten Band noch als lesenswert benannt habe, kann ich mich bei Band 2 dieser Entscheidung nicht mehr anschließen. Ich hatte anhand des Titels gehofft, auch aus Davids Gegenwart Einblicke zu gewinnen, eventuelle Reaktionen auf die Briefe von Band 1 oder mehr darüber, was genau zu seinem Gedächtnisverlust geführt hat, welches Selbstbild er von sich gewinnt. Für mich steht definitv fest, Band 3 wird so schnell keine Chance von mir bekommen.
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