"Liebe ist so scheißkompliziert" ist ein Jugendbuch der Autorin Sabine Schoder und erschien 2018 als Paperback mit 400 Seiten im Fischer Verlag.
Die Autorin hat einen flüssigen und leichten Schreibstil, der sich zusammen mit der gewählten Ich-Perspektive (aus der Sicht von Hauptprotagonistin Nele) gut ins Jugendbuchgenre einfügt.
Allerdings sorgte die Genrezuordnung im weiteren Verlauf bei mir für einige Kritikpunkte.
Doch beginne ich erst einmal mit den Charakteren.
Die Hauptprotagonistin von "Liebe ist so scheißkompliziert" ist die 17 jährige Nele, die, typisch für einen Teenie, mit sich selbst unzufrieden ist, was durch ihre Körpergröße von 1,90 m noch verstärkt wird. Obwohl Nele ansonsten "normal" ist, verbringt sie ein recht einsames und zurückgezogenes Leben, denn außer ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester gibt es nur noch Tom.
Tom ist Neles bester Freund und lebt seit Kindertagen im Nachbarhaus, was wahrscheinlich mit der ausschlaggebende Punkt der Freundschaft ist, da Tom ansonsten genau das komplette Gegenteil von Nele ist: 1,64 m, Freundeskreis, etwas rebellischer, Drogenkonsum.
Und genau letzter Punkt in der Aufzählung war meine erste Kritisierung an dem Buch. Toms Drogenkonsum ist mit die herrschende Kraft im ersten Drittel, dargestellt als völlig normal mit kaum bis eigentlich gar keiner Kritisierung. Sätze, wie z.B. auf S. 17 "Rauchen entspannt dich total. Du solltest es mal ausprobieren." gehören nach meiner persönlichen Meinung ohne gegenteilige Argumentation und Nachworte und Anlaufstellen am Ende des Buches nicht in einen Roman für Jugendliche bzw. Heranwachsende (Verlagsempfehlung ab 14 Jahren).
Doch natürlich dreht sich der Jugendroman nicht um Drogen, sondern hauptsächlich um die Geschichte von Nele und Jerome, schneidet aber auch hierbei immer wieder ernstzunehmende Themen, wie z.B. Mobbing, an, für die es ebenfalls keine Anlaufstellen oder Täterkonsequenzen bietet, wonach sich, meiner persönlichen Meinung nach, leicht ein falsches Lebensbild vermitteln lässt.
Jerome ist als Basketballer der Schulschwarm und gibt sich sehr cool und selbstbewusst, was natürlich auch Nele nicht verborgen bleibt und das Herz des 1,90 m großen Mädchens hüpfen lässt.
Doch wie bei Teenies üblich entsteht eine süße Liebesgeschichte nun einmal nicht ohne Komplikationen, was natürlich der Titel "Liebe ist so scheißkompliziert" schon aussagt. Der Klappentext
(Quelle Verlagshomepage: Auf einer Party stürzt Nele mit Jerome ab, der alles verkörpert, wonach sie sich immer gesehnt hat. Als sie sich zum ersten Mal küssen, hat Nele hunderttausend
Schmetterlinge im Bauch. Doch am nächsten Tag kursiert ein Video von ihr im Netz, auf dem sie eindeutig zu wenig anhat. Eigentlich kann nur Jerome dieses Video gemacht haben. Aber Nele ahnt, dass
die Wahrheit viel komplizierter ist ...) allerdings führt auf eine falsche Fährte, denn laut diesem scheint ein leichtbekleidetes Video von Nele und dessen Entstehen Leitfaden des Buches zu sein.
Dem muss ich jedoch widersprechen, denn bis dorthin ist es erst einmal ein Weg durch 1/3 des Buches, in dem sehr wenig passiert außer dem ersten Kennenlernen mit allen Charakteren, die im Roman
eine Rolle spielen, wofür ich 1/3 (ca. 126 Seiten) schon recht viel halte.
Nach dem Video geschieht (Achtung, eventuell leichte Spoiler!) dann aber das für mich nicht mehr ganz nachvollziehbare. Nele scheint es fast völlig kalt zu lassen und die Suche nach der Wahrheit schon vergessen, verdrängt von Gefühlen: der Liebe.
Dies ist auch mit ein Grund, wieso ich mit keinem der Protagonisten bis zum Ende wirklich warm wurde und Sympathien verteilt habe. Eine Nachvollziehbarkeit in Taten und Gedanken hätten die Charaktere menschlicher und sympathischer auf mich wirken lassen, auch wenn trotz Altersunterschied zu mir eine Identifikation schon nicht einfach war.
"Liebe ist so scheißkompliziert" bietet einem Jugendlichen bestimmt kurzzeitig Unterhaltung und die ein oder andere emotionsgeladene Stelle (auf die ich wegen zu großen Spoilern nicht eingehen kann) vergisst aber anhand der Themen eine Botschaft zu hinterlassen.
Da ich bereits dem entsprechenden Alter entwachsen bin und mit einem "kritischeren" und "erwachsenerem" Blick an die Beurteilung herantrete, kann mein Empfinden durchaus ein anderes sein als das eines z.B. 16 jährigen Mädchens, welches dieses Buch liest.
Doch abschließend kann ich nur sagen, dass mich das Buch als Gesamtwerk nicht abgeholt hat und ich es weder der entsprechenden, noch einer anderen Altersgruppe, empfehlen würde.
Leseprobe: